Femina Politica

FEMINA POLITICA: Geschlecht, Gewalt, Global

Melanchthonstr. 36
72074 Tübingen
Deutschland

48.5293148, 9.0596688

zur Ausschreibung

Geschlecht – Gewalt – Global. Gewalt im Zentrum weltweiter Angriffe auf Frauen- und Geschlechterrechte. In diesem SP sollen diejenigen Konstellationen, Mechanismen, Strukturen und Praktiken analysiert werden, durch die Geschlechterverhältnisse in verschiedenen Kontexten weltweit jeweils zu Gewaltverhältnissen werden und auf diese Weise Frauen- und Geschlechterrechte unterminieren. Dafür sollen Beiträge versammelt werden, die sich mit Gewaltverhältnissen als Ausdruck der Anfechtung von Geschlechterrechten auseinandersetzen. Das Heft zielt damit darauf ab, unterschiedlichste Formen und Facetten physischer, psychischer, epistemischer, spiritueller und struktureller Gewalt in globaler Perspektive aufzufächern.  Gesucht werden: Ein- bis zweiseitige Abstracts. Die Femina Politica versteht sich als feministische Fachzeitschrift und fördert wissenschaftliche Arbeiten von Frauen* in und außerhalb der Hochschule. Deshalb werden inhaltlich qualifizierte Abstracts von Frauen* bevorzugt.

Physische, psychische und strukturelle Gewalt fungieren weltweit nicht nur als zentrale Komponenten der Aufrechterhaltung von Geschlechterhierarchien und - ungleichheit. Gewaltverhältnisse sind auch Ausdruck weltweit beobachtbarer Angriffe auf Frauen- und Geschlechterrechte. Die gegenwärtig zunehmende Infragestellung, Verhinderung und Begrenzung des Zugangs zu Rechten ist also gleichzeitig Spiegel und Indikator vergeschlechtlichter Gewalt. Die verschiedenen Formen sexualisierter und vergeschlechtlichter Gewalt sind dabei in unterschiedlichen lokalen Kontexten weltweit jeweils auf eigene Weise miteinander verzahnt; in der Folge wirken sie auf sehr verschiedene Weise ineinander, und zwar jenseits staatlicher Gleichheitsgebote und Diskriminierungsverbote. Zwar sind alle Staaten durch die internationalen Menschenrechtsabkommen und die Übereinkommen zur Beseitigung jeder Form von Diskriminierung von Frauen dazu verpflichtet, geschlechtsspezifische Gewalt zu bekämpfen, und 45 Staaten haben die Istanbul- Konvention des Europarats zur Verhütung und Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen und häuslicher Gewalt unterzeichnet. Allerdings hat dies trotz der Einbeziehung unterschiedlicher Gewaltdimensionen bisher nicht zu einem Rückgang geschlechtsbezogener Gewalt geführt. Auch wenn direkte Formen von Gewalt gegen Frauen in vielen Ländern strafrechtlich verfolgt werden, bleiben Formen struktureller Gewalt, die systematisch eine erhöhte Unsicherheit und Verletzbarkeit von Frauen – verstanden als intersektionale Kategorie – produzieren, ebenso wie Gewalt gegen LGBTIQ* weitestgehend unsichtbar.

Inwiefern geschlechtliche Gewalt zu einem zentralen Baustein und Spiegel weltweiter Anfechtungen von Frauen- und Geschlechterrechten geworden ist, zeigen offen provokante Aktionen wie der Austritt der Türkei aus der Istanbul-Konvention zur Eliminierung von Gewalt gegen Frauen oder jüngst das Anti-LGBTQ-Gesetz der ungarischen Regierung und die massive Verschärfung des Abtreibungsgesetzes in Texas. Die Zunahme gewaltvoller Verhältnisse schließt also Konflikte und Debatten um Abtreibungsrechte, sexuelle Gewalt und Missbrauch oder um die Ehe für alle, die sogenannte sexuelle ,Früherziehung‘ und Angriffe gegenüber Feminist:innen. 

 

Wien, Österreich